Warum ein Tarifvertrag Personalausstattungsprobleme in Krankenhäusern nicht lösen kann
Die Krankenhäuser sollen und müssen in „Notzeiten“ funktionieren. Seit Jahren ist bekannt, dass alleine durch die demographische Entwicklung mehr Personal ausscheidet als ausgebildet werden konnte. Nahezu alle Berufe und besonders die Gesundheitsberufe können den Personalbedarf nicht mehr decken. Es gibt kaum noch Fachpersonal und das ist leider inzwischen Europaweit so. Privatwirtschaft und öffentlicher Dienst konkurrieren um die Mitarbeiter. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung schrecken viele junge Menschen ab, den Berufsweg in die Pflege zu wählen.
Die vdla gewerkschaft vertritt in NRW zahlreiche Beschäftigte in der Pflege und stellt fest, dass die Mitglieder der gewerkschaft seit Jahren über eine zunehmende Belastung und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen klagen. Die vdla gewerkschaft hat dazu auf politischer Ebene zahlreiche Gespräche mit den Verantwortlichen geführt, um die Situation der Pflegenden zu verbessern.
Neben den Gesprächen konnten in den zurückliegenden Tarifverhandlungen kleine Schritte zur Verbesserung erreicht werden (Anpassung Sam-, Sonn-, und Feiertagszulagen, Schicht- und Wechselschichtzulagen, Anpassung der Eingruppierungsmerkmale der Entgeltordnung des TV-L, Anpassung der KR-Tabelle, etc.). Wir fordern zudem weitere Maßnahmen zur Entlastung der Pflegenden von Aufgaben die nicht zu den Pflegeaufgaben gehören. Hier sind Maßnahmen zu treffen, um diese Aufgaben auf andere Personen zu übertragen und der Pflege wieder mehr Zeit für die pflegerischen Tätigkeiten einzuräumen.
Um wieder mehr Personal für den Pflegeberuf zu gewinnen bedarf es einer größeren Wertschätzung des Berufsstands in der Gesellschaft, an einer Korrektur des Berufsbildes bei den Berufseinsteigern und einer Änderung der Krankenhausfinanzierung. Der Gesetzgeber, die Krankenkassen und die Deutsche Krankenhausgesellschaft müssen die Finanzierung von der Fallzahlenbetrachtung umstellen auf ein System, dass wieder den Menschen (Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und alle am Betreib beteiligten Berufsgruppen) in den Mittelpunkt stellt.
Der Tarifvertrag Entlastung wird nicht dazu führen, dass mehr Menschen in den Pflegeberuf einsteigen und dann die Personalsituation in den Krankenhäusern verbessert wird. Im Gegenteil, der Tarifvertrag wird dazu führen, dass die Belastung noch erhöht wird, da er den Kliniken die Möglichkeit gibt, nur mehr Geld zu zahlen, ohne die strukturellen Probleme anzupacken. Von mehr Geld wird keine Pflegeperson entlastet. Hier sind andere Maßnahmen erforderlich, die leider nicht direkt zu einer Entlastung führen, aber den Weg in die Zukunft ebnen. Viele Schritte sind dazu notwendig und wir sind bereit den Weg zu gehen.
Daher hat sich die vdla gewerkschaft dazu entschlossen, sich an den Maßnahmen zum Tarifvertrag Entlastung nicht zu beteiligen. Wir werden die Gespräche mit den Verantwortlichen auf politischer Ebene fortführen und arbeiten an den strukturellen Problemen des Berufsstandes, um wieder mehr Personal für die Pflege zu gewinnen.